Tutorium

Inhalt - 2. Die Stufen und ihre Folgen

Im vorhergehenden Kapitel hast du die einzelnen Stufen kennen gelernt. Im folgenden Kapitel wirst du lernen, die Stufen aktiv im volksmusikalischen Begleitspiel einzusetzen.

Zunächst aber noch ein kurzer Abstecher in die Volksmusikformenlehre.

Da die meisten Stücke eigentlich Volkstänze sind, wie "Bayrischer", "Rheinländer", "Landler" und "Walzer" müssen die einzelnen Teile strikt periodisch aufgebaut sein, sonst würde die Schrittreihenfolge der Tänzer ja nicht aufgehen. Meistens sind es acht- oder sechszehntaktige Melodien. Diese Melodien lassen sich wiederum in einzelne Motive unterteilen, die dann ein-, zwei-, oder viertaktig gegliedert sind.

Notenbeispiel

Diese Grafik zeigt die Motive und deren Bearbeitung (mit * gekennzeichnet) des Stückes "Bayrischer" aus dem Heft "Volksmusik" von Franz Holzfurtner (Musikverlag Josef Preissler, München, J.P.6211).

Die ersten vier Takte bilden einen Halbsatz, weil Motiv 3 noch nicht in einen vollkomenen Schluss mündet. Dies erledigt Motiv 3* und schliesst somit die 8-taktige Periode.

Motiv 1 ist ein Dreiklangsmotiv, das in seiner Bearbeitung einen Dreiklangston tiefer beginnt, Motiv 2 ist eine aufsteigende Tonleiter in Achtel und Motiv 3 ist eine absteigende Tonleiter in Viertel, die in Motiv 3 * zur Schlusswendung abgeändert wird.

Motiv 1 basiert auf der I. Stufe, seine Bearbeitung dann ebenso. Das Tonleitermotiv wird mit der V. Stufe harmonisiert und das Motiv 3 wieder mit der ersten. Motiv 3 * muss am Schluss des Stückes auf der I. Stufe enden.

Es ergibt sich folgendes Begleitschema.

Takt 1 2 3 4 5 6 7 8
Stufe I I V I I I V I

In anderer Schreibweise: I - I - V - I - I - I - V - I, oder gekürzt: I - I - V - I.

Wenn also ein Musikant zu dir kommt und sagt, "ich spiele einen Bayrischen mit eins, eins, fünf, eins", dann müsste dir sofort klar sein, wie du das Stück begleiten sollst.

Übrigens das Stück "Zehweh Bairischer" aus Kapitel 1.2. beruht auf der selben Motivik und deshalb auch auf dem gleichen Harmonieschema wie obiges Beispiel.

Wer mehr über die Volksmusikformenlehre wissen möchte, dem kann ich die Hackbrettschule von Karl-Heinz Schickhaus "Neues Schulwerk für Hackbrett, Teil II Volksmusik" empfehlen. In einem Kapitel schreibt er sehr viel über Harmonik, Formenlehre und Improvisation in der Volksmusik; bestens geeignet auch für Nicht-HackbrettspielerInnen.

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Letzte Änderung: Donnerstag, 19. Dezember 2002. webmaster@lasido.de.